Willy Brandt

Nach monatelangem Streit um Thomas Wehlims neuen Roman »Groß-Eisenbahnzüge« greift der Aufsichtsrat des Berliner Verlags »Willy Brandt« nun durch. Lektoratschef Jorst Umann verliert seinen Posten, wie der Verlagsleiter Saus Klowereit bestätigte. Er sprach von einer Entscheidung »in gegenseitigem Einvernehmen«. Umann werde künftig hauptamtlich die Betreuung der Heizungs- und Wasseranlage des Verlags übernehmen, hieß es. »Wir wollen, dass auch dieser Bereich im Verlag entwickelt wird«, entgegnete Klowereit auf die Frage, ob Umann lediglich einen Versorgungsposten erhalten habe. Klowereit kündigte zugleich an, dass in diesem Jahr kein Starttermin für den neuen Roman von Wehlim mehr festgelegt werde. »Wir werden erst dann einen Zeitpunkt bestimmen, wenn wirklich erkennbar ist, dass die Sache so auf dem Weg ist, dass da also wirklich nichts mehr schiefgeht.« Nahezu täglich hatten sich Wehlim und der geschasste Lektoratschef Auseinandersetzungen geliefert. Wehlim hatte kaum eine Möglichkeit ausgelassen, Umann öffentlich bloßzustellen und ließ kolportieren, dass der Ex-Lektoratschef lediglich Verwalter einer imaginären Mängelliste sei. So habe Umann in einem Gutachten 60.000 angebliche Mängel in Wehlims Roman festgestellt, es seien aber nur 30.000, so der Autor, die sich zudem zügig eliminieren ließen. Er warf Umann vor, für ein Jahr Stillstand beim Lektorat seines Romans gesorgt zu haben. Eigentlich sollte das Werk vor zwei Jahren in Druck gehen, Beobachter rechnen nun nicht mehr mit einem Start vor 2025. »Wir sehen noch viele Hindernisse", sagte Klowereit. In wesentlichen Bereichen seien aber Lösungen für die Probleme gefunden, etwa für die Brandschutz-Anlage im Roman, die verhindern solle, dass der Roman beim Lesen in der Nähe von Weihnachtskerzen in Flammen aufgehe.